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Der Junge und der Apfelbaum

  • Autorenbild: narjarathamiz
    narjarathamiz
  • vor 6 Tagen
  • 2 Min. Lesezeit
Apfelbaum

In einem schönen Haus in der ländlichen Gefend lebte ein achtjähriger Junge mit seiner Familie.


Er liebte es, im Garten zu spielen, besonders wenn sein Großvater ihn besuchte.


Sein Lieblingsplatz war ein alter Apfelbaum, stark und großzügig, der jedes Jahr den Hof mit Blüten und Früchten füllte.


So sehr liebte er diesen Baum, dass er gemeinsam mit seinem Großvater ein kleines Baumhaus in seinen kräftigsten Ästen baute. Dort, zwischen Lachen und Spielen, erlebte der Junge einige der glücklichsten Momente seines Lebens.

Opa mit Enkel

Doch eines Tages verstarb sein geliebter Großvater. Von Traurigkeit überwältigt, mied der Junge den Baum, der zu viele Erinnerungen in sich trug, die im Moment zu schmerzhaft waren.


Der Apfelbaum, der zuvor unerschütterlich schien, begann sich zu verändern. Seine Blätter welkten, seine Äste wurden schwach. Besorgt versuchte der Junge alles: er goss ihn, düngte ihn, schenkte ihm Zuwendung. Aber nichts schien den Baum in seine alte Kraft zurückzubringen.


Baumhaus

Beim Durchstöbern alter Briefe und Fotografien entdeckte der Junge schließlich die Geschichte des Baumes: Er war von einer Familie gepflanzt worden, die das Haus bald darauf plötzlich verlassen musste.


Lange Zeit stand der Baum allein da, ohne Berührung, ohne liebevolle Pflege.

Er überlebte, aber tief in seinen Wurzeln war der Schmerz des Verlassenwerdens gespeichert. Ein stiller, unsichtbarer Schmerz, der weiterlebte, ohne dass es jemand bemerkte.

Krankenbaum

Und nun, ohne die liebevolle Gegenwart des Jungen und seines Großvaters, brach diese alte Wunde wieder auf und zeigte sich in den Symptomen, die der Junge sah.


Da verstand der Junge: Die Symptome waren nicht das eigentliche Problem. Was den Baum krank machte, war eine viel ältere, verborgene Verletzung – tief unten bei den Wurzeln.


Mit dieser Erkenntnis begann er, sich um die Wurzeln zu kümmern, mit Geduld und Achtsamkeit. Die Wunde heilte, und der Baum erblühte erneut. Doch diesmal war es anders: Er wusste nun um seine Narbe und darum, dass sie besondere Aufmerksamkeit brauchte. Denn jede Wunde, selbst verheilt, bleibt ein empfindlicher Punkt.

Wurzel

Und so ist es auch mit uns: Unsere Symptome, unsere Ängste, unsere Schmerzen sind oft nur die fallenden Blätter. Die wahre Verletzung liegt dort verborgen, wo kaum jemand hinsieht.


Und genau dort, an den Wurzeln unserer Geschichte, beginnt die Heilung. In der bewussten Achtsamkeit liegt das Geheimnis, mehr im Jetzt zu leben und weniger von den Schmerzen der Vergangenheit gefangen zu sein.



Namaste!


Narjara Thamiz


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